Fähre nach Sardinien – ein kleiner Leitfaden

Wussten Sie, daß Sardinien näher an Afrika liegt als am italienischen Festland? Hätten Sie gedacht, daß der Seeweg und damit die Fährstecke von Genua nach Olbia rund 500km beträgt und damit weiter ausfällt als die Luftlinie von Köln nach Berlin bzw. von Hannover nach München? Dass die Überfahrt nicht mit der nach z.B. Norderney vergleichbar ist, liegt auf der Hand, die wenigsten rechnen aber mit 6-12 Stunden.

Führt man sich dies vor Augen, wird klar, daß es diese Passage nicht für ein „Trinkgeld“ geben kann. Zum Vergleich: Die Überfahrt nach Norderney dauert rund eine Stunde und kostet für 2 Erwachsene und 2 Kinder (6 bis 10 Jahre) mit Auto rund 130 Euro für die Hin- und Rückfahrt. Analog hierzu kostet die Fahrt nach Sardinien ab 276,- Euro (Livorno – Porto Torres mit Corsica Ferries als Tagfahrt ohne Kabine im Juni). Im Verhältnis zur Fahrzeit nach Norderney ist der Preis nach Sardinien also geradezu günstig, umgerechnet müßte er knapp 1000 Euro betragen. Machbar wäre aber auch dieser, als Nachtfahrt mit Außenkabine und Bad etc. kann der Preis – je nach Saison und Wochentag – auch darüber liegen.

Kurzum: der Fährpreis nach Sardinien kann vergleichsweise günstig sein, wenig Geld ist es nie, und jedweder Luxus muß mitunter durch satte Aufschläge bezahlt werden. Hier regelt, wie so oft, Angebot und Nachfrage den Preis.

Lassen Sie uns mit Überlegungen zur richtigen Fährwahl beginnen.

Starthafen: Fähren starten an verschieden Häfen auf dem Festland. Genua und Livorno sind aus deutscher Sicht vermutlich die wichtigsten. Livorno liegt südlicher als Genua und damit näher an Sardinien, dadurch sinkt nicht nur die Fährzeit, sondern meist auch der Preis. Der kürzere Seeweg zieht meist eine längere Anfahrt nach sich, wie viel genau hängt von Ihrer Reiseroute ab (aus Südostbayern startend ist der Unterschied fast null, aus Westen über die A7 kommend mit ca. 1,5 Stunden maximal). Errechnen Sie bitte über den Routenplaner von Google Maps die Entfernung und Fahrzeit von Ihrem Startpunkt bis Genua und Livorno. Aus wirtschaftlicher Sicht sollten beide Häfen als mögliche Starthäfen eingeplant werden. In Betracht kann auch der Hafen von Piombino kommen, dieser liegt noch etwas südlicher als Livorno, nahe Elba.

Tag- oder Nacht-Fähre? Bei „Tagfähren“, Fähren also, die morgens ablegen und tagsüber nach Sardinien übersetzen, ist der Grundpreis meist geringer als bei „Nachtfähren“, und es kann überdies leicht(er) auf eine Kabine verzichtet werden, was zusätzlich spart. Tagfähre bedeutet nachts mit dem PKW anreisen, schaffen Sie dies oder durchbricht das Ihren Tag-Nacht-Rhythmus? Bei mehreren, sich abwechselnden Fahrern sollte dies immer gut machbar sein. Kleine Kinder werden bei Auto-Nachtfahrten müde, schlafen und quängeln ggf. so weniger. Bei Tagfähren kann die Seefahrt beobachtet werden, da es hell ist, und auch sonst gibt es an Bord einiges zu entdecken, um Kinder bei Laune zu halten. Bei Nachtfähren ist dies anders, es ist dunkel, und fast das gesamte Schiff schläft.

Kabine, Sessel oder einfache Deckpassage? Unter einer Kabine kann sich sicher jeder etwas vorstellen. Es gibt sie mit Ehebett, Stockbetten für 2 oder 4 Personen etc., innenliegend ohne oder außenliegend mit Fenster wie auch mit WC und Dusche oder ohne. Die Auswahl ist eine Preisfrage. Alternativ zu Kabinen werden „Sessel“ angeboten. Man kann sich diese wie die Sitze in einem Flugzeug vorstellen, also lange Reihen mit Sitz an Sitz. Wir pers. meiden diese, sie taugen kaum zum Schlafen, und es sind uns zu viele Leute in einem Raum. Die günstigste Überfahrt stellt die Deckpassage dar. Meist buchen wir mit unseren zwei Söhnen (8 und 10 Jahre) diese Variante, nehmen uns Isomatten, Decken, Kissen und Co. mit und suchen uns ein ruhiges Plätzchen auf den zahlreichen, großzügigen Gängen und „campieren“ hier (wir haben leider nur ein frühes Foto ohne fertiges Nachtlager). Für die Kinder ist dies ein cooles Abenteuer, wir selbst kennen es seit unserer Kindheit kaum anders, es ist so normal wie ok.

Zielhafen: Unsere Ferienhäuser liegen 40km südlich von Olbia an der Nord-Ost-Küste, weswegen sich Olbia und das nahe gelegene Golfo Aranci anbieten. Je nach Saison und Reederei ist aber nur Porto Torres machbar bzw. wirtschaftlich sinnvoll, dies verlängert die Anfahrt um rund 1,5 Stunden und bietet nebenbei eine kleine, reizvolle Inselrundfahrt.

Welche Fährgesellschaft? Die Auswahl ergibt sich meist über die Reiseroute und spielt nach unserem Dafürhalten keine wesentliche Rolle. Tirrenia hat einen durchwachsenen Ruf, was einigen älteren Schiffen und z.T. überholten Vorurteilen geschuldet ist. Deren neuere Schiffe sind gut, der Service ok, dies war früher ganz anders, was die Vorurteile begründet. Wenn Tirrenia die deutlich günstigere Passage bietet, ok, sonst ziehen wir Moby Lines und Grandi Navi Velovi (GNV) wie auch Sardinia Ferries vor und bedienen damit das Vorurteil.

Wo das Ticket buchen? Das Web ist voll mit Vermittlungsportalen, und auch das Reisebüro hilft bereitwillig. Fraglich ist nur, ob diese auch die günstigste Überfahrt finden! Es gibt zig Gesellschaften, zig Routen, und die Preise wechseln nahezu täglich, da diese von der Saison und vom Wochentag abhängig sind. Hinzu kommen diverse Sonderangebote. Hier bedarf es einer sehr gut gemachten Suchmaschine oder eines Spezialisten. Ein normales Reisebüro kann dies ebensowenig leisten wie ein schlichter Werbelink auf die Fährgesellschaft. Vermittlungsportale, bei denen man die Routen selbst bestimmen muß, also z.B.“Start ab Genua“ und „Ziel Olbia“, fehlt der Überblick. Sinnvoll ist etwas wie „Start vom Festland“ und „Ziel Sardinien“ und die Ergebnisse dazu werden dann nach Preis aufbereitet. Dies bietet die Preissuchmaschine

aferry.de

>> Aktueller Nachtrag: Die Anzahl der Fähranbieter schrumpft, die Preise steigen daher wieder. Wir haben aktuell zwei verschiedene Reederein gebucht, eine Nacht- und eine Tagfahrt, und so einiges gespart. Hier eine Auswahl an möglichen Passagen vom Festland nach Sardinien: Von Genua nach Olbia, Porto Torres oder Arbatax. Von Livorno nach Olbia oder Golfo Aranci. Von Piombino nach Olbia oder Golfo Aranci. Von Civitavecchia nach Olbia oder Golfo Aranci. Hier bitte nicht nur nach Hin- und Rückfahrt suchen, sondern getrennt („einfache Fahrt“) und dann schauen, ob „gesplittete Routen“ günstiger sind. <<<

vorbildlich, nach wenigen Angaben und Klicks werden Preise und Routen vorgeschlagen. Nicht unterstützt wird die Suche von „alternativen Reiseterminen“, also etwas wie „suche Fähre zur Hinfahrt zwischen dem 5. und 10. Juni und zurück …“. Hierzu muß für jede Konstellation eine neue Suche veranlasst werden. Mitunter ist auch die Hinfahrt mit einer und die Rückfahrt mit einer anderen Gesellschaft wirtschaftlich, auch hierzu müßte man einzelne Abfragen veranlassen. All dies wäre dann nur sehr schwer übersichtlich darstellbar. Dennoch, die Suche über aferry bietet eine brauchbare Auswahl und gibt einen schnellen Überblick. Eine differenzierte Suche kann nur ein Spezialist wie z.B. Herr Dierkes von Bloh von

faehrvermittlung.de

bieten. Wir empfehlen hier eine telefonische Beratung und klare Ansage, was gewünscht wird, also z.B. „komfortable Nachtfahrt mit Außenkabine und Bad“ oder „so günstig wie möglich nach Sardinien“. Die Beratung ist umfassend und für Sie kostenlos. Der Service finanziert sich durch Vermittlungsprovisionen aus den Ticketverkäufen über die Fährgesellschaften. Tirrenia bildet hier eine Ausnahme, da die Provison nahe Null tendiert, und daraus die Buchung nicht kostendeckend abgewickelt werden kann, wird eine kl. Gebühr erhoben oder der Kunde gebeten direkt zu buchen. Richten Sie Herrn Dierkes von Bloh bitte Grüße von Herrn Waßmann junior aus, es wird nicht Ihr Nachteil sein.

Viel Freude bei den Urlaubsvorbereitungen wünscht

Familie Wassmann und Pau

Anmerkung in eigener Sache: Unsere Erfahrungen sind nicht repräsentativ und es mag noch mehr gute Portale und Vermittler geben. Uns geht es hier nicht um ein Kompendium an Anbietern, sondern eine Information auf Basis unserer über 100 Fährfahrten in gut 30 Jahren von und nach Sardinien. Wir sind an keinem Angebot auch nur indirekt beteiligt. Für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität können wir keine Haftung, Garantie oder Gewähr übernehmen. Dies gilt auch für Internet-Seiten auf die diese Webseite direkt oder indirekt verweist. Geschützte Warennamen wurden nicht gesondert gekennzeichnet. Das Fehlen eines solchen Hinweises bedeutet jedoch nicht, dass es sich um einen freien Warennamen handelt. Geschütze Warennamen sind Eigentum der jeweiligen Unternehmen. Textstand: Zwanzigdreizehn.